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Frau Simone Rau, Tages-Anzeiger

Themen > Berichte zu "Pädophilie" in den Medien > Briefe an Fach- und Medienleute

Sehr geehrte Frau Rau,
Sie bemängelten im April 2011 die Ungereimtheiten im Adoptionsrecht von Kinder und haben dort  geschrieben:
„Fürsorge, Konstanz und viel Liebe ist, was die Kinder brauchen.“

  • Wie sicher sind Sie, dass Eltern - seien sie nun hetero- oder homosexuell - ihre Kinder nie „unsittlich“ anfassen oder gar „sexuell ausbeuten“?


Angenommen, es besteht ein solcher Verdacht:

  • Würden Sie dann die Kinder sofort diesen Eltern wegnehmen?

  • Müsste der fehlbare Elternteil sofort Hausverbot erhalten, auch gegen den Willen des Partners oder der Partnerin?

  • Wird da nicht zuerst nach einer für das Kind oder die Kinder weniger einschneidenden Lösung gesucht?


Sie schreiben dort auch:
„Eltern zu werden, ist per se egoistisch. Niemand fragt die Kinder, ob sie zur Welt kommen wollen.“
Darin ist sich ja die Gesellschaft mehrheitlich einig:

  • Kinderwünsche sollen wenn irgend möglich erfüllt werden können

Daraus folgt dann auch:

  • Eltern dürfen weitgehend auch egoistisch über ihre Kinder verfügen!

Auch wenn heute glücklicherweise den Kindern immer mehr Rechte zugestanden werden, sind sie immer noch weitgehend auf „Gedeih und Verderb“ den guten oder schlechten Eigenschaften der Eltern ausgeliefert.  
So braucht es z.B. schon sehr viele Anhaltspunkte, bis ein Vater oder eine Mutter zu einem „Monster“ erklärt wird nach einem „Verdacht auf Kindsmissbrauch“ und es zu einem Kontaktverbot zu seinen Kindern kommt.

  • Ist das alles gerecht?

  • Ist das wirklich Kinderschutz?

Darüber wird fleissig debattiert und gestritten...

Ganz anders wird vorgegangen, wenn ein Aussenstehender einem Kind zu nahe kommt!


Und jetzt komme ich zum eigentlichen Thema meines Briefes:
Sie schreiben zwar am 16.03.2013 unter dem Titel „Er täuschte sie alle“, dass der Sozialarbeiter T. B. „in seinem Beruf engagiert und erfolgreich wie kaum ein anderer“ war. Er habe aber gleichzeitig während Jahren zahlreiche Kinder missbraucht und fragen:

  • „Wie ist das möglich?“

Sie doppeln sogar nach: „Er war engagiert und charismatisch, unkompliziert und offen, kreativ, beliebt, erfolgreich.“
Und kommen trotzdem zum Schluss: „ Er täuschte sie alle. Die Eltern. Seine Arbeitgeber und Kollegen. Journalisten, die über ihn berichteten. Und einen Grossteil der von ihm betreuten Kinder und Jugendlichen.“

  • Worin täuschte er sie alle?

„Mindestens zwanzig von ihnen jedoch erfuhren, wie T. B. wirklich war. Pädosexuell.“
(Sie machen - als lobenswerte Ausnahme zu vielen Ihrer Kollegen und Kolleginnen - einen Unterschied zwischen "pädophil" und "pädosexuell", aber leider auch ohne folgerichtige differenzierende Wertung beider Eigenschaften...)

  • Was hatte er gemacht?

Nach Ihrem Wissen „belästigte der Vorzeigepädagoge seine Opfer erstmals sexuell, in seiner Wohnung oder in zugemieteten Alphütten“ und liess sie teilweise (!)  „Alkohol und Tabak konsumieren.“
Erst letzten Dienstag hat die Kantonspolizei Bern über den Fall informiert, der bereits  im Januar 2012 eingeleitet wurde. Der heute 43-jährige Mann befindet sich sch
on lange in Untersuchungshaft. ( Er hat ja nicht wie der „Heiler“ von Bern “nur“ 16 Menschen mit Aids angesteckt, er wird "nur" verdächtigt, Buben unzüchtig berührt zu haben, er ist also ein "gemeingefährlicher Triebtäter"! Hier eine interessante Aussage des Berner Polizeidirektors dazu..!)

Bereits 1996 sei etwas mit diesem T.B. vorgefallen. Seit nun die Medien die Berichterstattung über die sexuellen Übergriffe aufgenommen haben, seien die Reaktionen „umso heftiger“ ausgefallen, „als bekannt wurde, dass mehrere Arbeitgeber vom Verdacht des Missbrauchs wussten, sogar aktiv wurden – den Mann jedoch nicht stoppen konnten.“

  • Warum konnten sie ihn nicht stoppen?

Kein Verdacht konnte erhärtet werden!
Einzige Einschränkung an einem früheren Arbeitsort:
„T. B. müsse bei Schulausflügen stets von einer zweiten Person begleitet werden. «Aufgrund eines nicht erhärteten Gerüchts konnten wir ihn nicht entlassen»“

Eine „Fachperson, die ihm auch nichts nachweisen konnte, macht sich Vorwürfe: «Heute fragen mich viele, wie ich nur so naiv sein konnte, ihm zu vertrauen. Aber ich tat es eben, wie alle anderen auch. Er begegnete uns nicht als Monster.»"

  • Ist er wirklich ein Monster, das womöglich nie mehr in Freiheit gelassen werden darf?


Sie führen zwar an, was er alles geleistet hat:
„Auch die deutsche Sinn-Stiftung vertraute T. B. – genauso wie zahlreiche Journalisten, die über den Vorzeigepädagogen berichteten. Der «SonntagsBlick» etwa publizierte im September 2010 eine vierseitige Reportage mit dem Titel «Alp der Hoffnung». Auf einer Alp im Berner Oberland betreute der Sozialarbeiter im Auftrag der Sinn-Stiftung zusammen mit einer Kollegin während fünf Wochen sechs Kinder, die unter ADHS litten. Sie sollten versuchen, zur Ruhe zu kommen – ohne Ritalin.“
Doch das gilt nun scheinbar alles nichts mehr.
Der Gründer der Sinn-Stiftung muss seine eigene Haut retten und sagt:
" «Wir bedauern es zutiefst, dass es uns trotz höchster Aufmerksamkeit nicht gelungen ist, die pädosexuellen Neigungen des Herrn B. zu erkennen.» Er habe seine Taten offenbar «strategisch geplant».“
Trotz höchster Aufmerksamkeit sei es nicht gelungen...  Also auch er war so beeindruckt von den Leistungen des Mannes, dass er dessen "wahre" Absicht kannte:
Er war ja nur so "gut", weil er sich seine "Opfer" angeln wollte...

  • Glaubt denn noch irgend jemand, ein "Pädosexueller" würde irgend jemandem seine Neigungen offen legen, wenn er damit gleichzeitig zum Monster erklärt und gesellschaftlich liquidiert wird?

  • Wäre es nicht für ihn, die Kinder und die ganze Gesellschaft besser, er müsste seine geheimen Wünsche nicht in sich hineinfressen und könnte - genau wie jeder sogenannt Normale für schöne Frauen - für das schwärmen was ihm Freude macht, ohne dass er gleich als potentieller Kinderschänder diskreditiert wird?

  • wäre es nicht endlich einmal an der Zeit, dass nicht einfach undifferenziert von "Opfern" berichtet wird, ohne dass je klar wird, was darunter verstanden wird?


Mag sein, dass bei diesem "Täter" Strategie dahinter steckte.

  • Doch liegt nicht auch eine sehr perfide Strategie der „Fachexperten“, der Gesetzeshüter und der Medien hinter dieser „Hexenjagd“ auf jemanden, dem ja scheinbar noch gar nichts so Gravierendes nachgewiesen werden konnte?

  • Hat er solches Aufsehen „verdient“?


Alle, die mit Gerüchten konfrontiert wurden, „betonen, dass sie unternommen hätten, was in ihrer Macht gestanden sei. Zur Polizei hätten sie nicht gehen können und dürfen, da es sich einzig um Verdächtigungen gehandelt habe. «Eine Anzeige hätte den Charakter einer Verleumdung gehabt»“

Sogar der Zürcher Oberstaatsanwalt Andreas Brunner und Spezialist für strafrechtlichen Kinderschutz warnt vor zu frühen Anzeigen bei der Polizei. Man könne Existenzen zerstören, wenn Gerüchte die Runde machten, an denen – wie sich später herausstelle – nichts dran sei.“ schreiben Sie!
Sie zitieren sogar sehr Erstaunliches, was Brunner gesagt haben soll:
„Gerade pädosexuelle Pädagogen seien zudem äusserst beliebt. «Damit können sie sich regelrecht einen Schutzwall aufbauen. Alle vertrauen ihnen»"

  • Warum soll man ihnen nicht vertrauen?

Klar: «Wer will in seinem Arbeitsumfeld schon einen sexuellen Ausbeuter haben? Niemand. Also versucht man, Ordnung im Laden zu machen. Doch selbst handeln ist höchst problematisch.»
Eine meist in solchen Fällen bemühte „Fachfrau“ meint „man solle «lieber zu viel bei der Polizei melden als zu wenig». Konkret heisse das: «Sobald man Anhaltspunkte hat, dass ein Offizialdelikt passiert ist, muss man handeln.»“

Da haben wir's:

Weil der Veradacht - auch nur schon der Verdacht - auf ein Offizialdelikt besteht, meint sogar eine „Fachfrau“, da müsse die Polizei her. Kinder finden dies in der Regel zwar „geil“ und kommen sich vielleicht auch wichtig vor, wenn diese sich mit ihnen so ganz direkt befasst.

Doch – und das schreiben Sie selbst:

  • „Was aber passiert, wenn der vermeintliche Täter in Wirklichkeit unschuldig ist? Die falschen Gerüchte womöglich seine Existenz zerstören?“


Da meint sogar die „Fachfrau": «Eine Falschbeschuldigung ist eine Katastrophe», relativiert aber sofort: «Doch der Existenz eines Einzelnen steht die Existenz Hunderter potenzieller Opfer gegenüber. Wegschauen ist am schlimmsten.»

Ach so -- „die Existenz Hunderter potenzieller Opfer“ stehen dem gegenüber?

  • Wie sieht das denn z. B. auf unseren Strassen aus? Brausen da nicht Hunderte von Autos an Kindern auf dem Trottoir vorbei und die Kinder wissen, wie gefährlich das ist und wie sie sich verhalten müssen, damit sie nicht zu "Opfern des Verkehrs" werden?

  • Schadet es den Kinder nicht, wenn sie fremden Leuten (Polizei und "Fachexperten") peinliche Fragen beantworten müssen, die gar nicht gestellt werden müssten gälte da nicht diese schwarz-weiss-Politik: besteht auch nur der geringste Verdacht, muss die Polizei her!

«Wir wollen nicht hysterisch reagieren» meint diese "Fachfrau" zwar im Blick aufs Ganze, aber „Es könnten so schwere Delikte dahinterstehen wie im Fall von T. B.»

  • Ich habe in Ihrer Berichterstattung und auch sonst überall vergebens gesucht nach diesen „schweren Delikten“.

  • Haben nicht auch Sie geschrieben, dass erst Verdachte bestehen?

  • Wie steht es mit der Unschuldvermutung,

  • wie mit der Berichterstattung über solche Fälle?


Sehr geehrte Frau Rau,
vielleicht sind Sie eine Ausnahme, aber ich weiss, dass meine Interventionen zu Gunsten von Vorverurteilten und vorsätzlich schwerst beschuldigten „Tätern“ meistens schlecht ankomm
en oder fast immer ignoriert werden. Wo die Unversehrtheit von Kindern gefährdet ist, darf man sich zwar für „Opfer“ einsetzen, aber niemals für „Täter“, sei die Tat auch noch so unbewiesen oder letztlich in keinem Verhältnis zum Geschrei, mit dem diese im Volk verbreitet wurde.
Es wird dann ganz selbstverständlich von „Opfern“ gesprochen und alle dürfen sich dabei nach Belieben die grausamsten Kinderschändereien vorstellen und damit den Verdächtigten ungestraft beschuldigen!
Nicht wenige würden ihn sogar "steinigen", hätten sie die Freiheit dazu... (Wären dann die Medien nicht ein wenig mitschuldig zu sprechen...?)
Sie wissen genau, dass sie in jedem anderen Verdachtsfall immer von dem "mutmasslichen Täter" oder der "mutmasslichen Täterin" schreiben müssen, bis diese gerichtlich abgeurteilt sind. Selbst wenn es sich um einen Breivik handelt, von dem die ganze Welt weiss, dass er der Mörder so vieler Menschen war!

Ich weiss auch aus Erfahrung, dass mir niemand so recht abnimmt, wenn ich trotz meiner Parteinahme für die angeblichen „Täter“ zu unterscheiden weiss, wo und gegen was ich diese verteidige, dass sie nicht selbst zum „Opfer“ werden.


Zum „Opfer“ einer Hexenjagd auf "Pädophile", die in unserer aufgeklärten Zeit wirklich beispiellos ist!

Der verdächtigte T.B. hat – soviel ist scheinbar bekannt – seine berufliche Tätigkeit in einzelnen Fällen zum Eigennutz missbraucht.
Das ist unverzeihlich und zudem sehr ärgerlich für alle anderen  gar nicht so wenigen Unbescholtenen, die trotz ihrer pädophilen Neigungen zum Wohle der ihnen anvertrauten Kinder wirken!

  • Muss denn in jeder Berichterstattung über den Verdacht einer sexuellen Verfehlung gegenüber Kindern immer so penetrant und ohne konkrete Schadensabklärung betont werden, dass "Pädophile" alles, was sie tun, nur zur Ausnutzung ihrer egoistischen Gelüste tun und sie damit in jedem Fall von Kindern ferngehalten werden müssen?


Man ist sich ja einig "Pädophile sollen nicht mehr mit Kindern arbeiten dürfen"! So heisst die Initiative. Auch wenn die Initiant/innen es nicht ganz so pauschal verlangen, widerspiegelt dieser Initiative-Titel, was die Medien dem Volk immer wieder klar zu machen versuchen: "Pädophile sind Monster!!!

Wie es – neben sehr viel Dümmerem – schon einige Male in Leserkommentaren stand, wenn wieder einmal ein Lehrer oder Jugendbetreuer am Pranger stand:

„Wer will denn heute sich noch dem Verdacht aussetzen, ein Kinderschänder zu sein und einen Beruf wählen, der mit Kinder zu tun hat!?"


Ich frage mich zudem:

  • Wie werden Kinder einst als Erwachsene sein, die vor lauter Berührungsängsten ihrer Betreuer/innen kaum mehr berührt werden dürfen...?


Haben Sie sich dazu auch schon Ihre Gedanken gemacht?

Freundliche Grüsse, Martin Joos/ tinjo!


NB:Alle Hervorhebugen durch mich!


>>>mehr dazu hier<<<

 
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