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Katia Murmanns Kommentar zu einer Nachricht, die hier (Tages-
Die Nachricht: Ein Deutschlehrer musste vor Gericht – weil er mit seinen Schülern Bücher gelesen hat, in denen Sex ein Thema ist. Angeklagt wurde er von einer Mutter, die Schüler wurden zum Fall nicht befragt.
Der Kommentar: Eine Gesellschaft entmündigt ihre Kinder: Mit den Gspänli gemeinsam zur Schule laufen? Zu gefährlich, das Kind könnte entführt werden. Auf dem Abenteuerspielplatz durch hohle Baumstämme klettern? Zu riskant, Splitter könnten das Kind verletzen. Im Deutsch-
Systematisch fallen hierzulande Freiräume für Kinder und Jugendliche weg, entstehen ständig neue Verbote. Und das Bedenklichste ist: Die Interessen der Betroffenen werden dabei nicht berücksichtigt, sie selbst nicht angehört. Chronisch besorgte Eltern, übereifrige Politiker und willfährige Behörden entscheiden über die Köpfe der Kinder hinweg, was gut für sie sein soll.
So auch im Literatur-
Die Schüler tun gut daran, ihre Stimme zu erheben. Denn sie rufen in Erinnerung: Auch Kinder und Jugendliche haben eine Meinung, der es Gehör zu schenken gilt. Bei aller Sorge um ihr Wohl darf man eines nicht vergessen – sie zu fragen, was sie denn eigentlich denken und wollen.
Meine Reaktion als Leser:
Recht haben Sie, Frau Murmann: Wir Erwachsenen behandeln Kindern als "umündige" Lebewesen. Sie sind aber auch "vollwertige" Menschen spätestens von der Geburt an. Menschen mit Mündern, mit denen sie vom ersten Tag an damit zu erkennen geben, was sie zum Leben benötigen. Wir wenden uns ihnen zu und, weil wir ihre Wünsche hören und bauen ihre Abhängigkeit von uns Erwachsenen in dem Masse ab wie sie gelernt haben, sich selbst zu helfen. Im gleichen Verhältnis, könnte man meinen, wie die Kinder ihre Selbständigkeit entwickeln, nimmt bei den sie begleitenden Erwachsenen eine Taubheit gegenüber den Stimmen der Kinder zu, und wir hören nur noch auf die Experten, die uns weise machen, was Kinder denken und wünschen und was ihnen gut tut und was ihnen schaden könnte.
Dabei wäre es doch so einfach, genau wie Sie es sagen:"Bei aller Sorge um ihr Wohl darf man eines nicht vergessen – sie zu fragen, was sie denn eigentlich denken und wollen. "
... und genauso reagierte "Der Sonntag": «Warum hat uns niemand gefragt?», entrüsten sich Gymnasiasten
>>>Kommentar zu einem ausführlichen Bericht
von Matthias Ninck im "Magazin" hier!<<<